Gitarre und Musiklehre, U. Meyer

Dreiklänge aufbauen - riesige Risiken

Wie lauten die Töne des Fis-Moll Akkordes? Wie geht noch mal der Des-Dur Dreiklang? Typische Fragen aus fröhlichen Musikarbeiten, die man gerne schnell beantworten können möchte. Es gibt verschiedene Wege, den Akkordaufbau für Lernende verständlich zu machen, die teilweise mit Eselsbrücken arbeiten, damit die Sache nicht wirklich erklären und schnell zu falschen Ergebnissen führen.
Im Prinzip sehe ich drei gescheite Wege, nicht zu scheitern:

  1. Akkordaufbau mit Hilfe der Intervalle
  2. Akkordaufbau mit Hilfe der Stammtonreihe oder
  3. Akkordaufbau mit Hilfe der gleichnamigen Tonleiter.

Die sicherste Variante ist für mich der Aufbau mit der Stammtonreihe. Das wird aber damit zusammenhängen, dass ich über diese Dinge nicht mehr groß nachdenken muss, was auf Anfänger ja nicht direkt zutrifft. Aber wenn man sich die Stammtonreihe als Grundlage erarbeitet hat, kann man aus ihr vieles ableiten (dazu sind Grundlagen da!).

Einen Dreiklang aus der gleichnamigen Tonleiter abzuleiten ist sehr einfach, setzt aber voraus, dass man sich mit Tonleitern wirklich auskennt - sonst muss man ja erst mal die Tonleiter mühsam zusammen buchstabieren. Dementsprechend ist die Beschreibung dieses Verfahrens kurz.

Mit den Intervallen machen unerfahrene Menschen leicht Fehler, weil Intervalle etwas sehr Kompliziertes sind. Trotzdem geht es mit dieser Aufbaumethode los, denn Akkorde bestehen nun mal aus den Intervallen Terz und Quinte.

Dreiklänge aufbauen mit Intervallen

Dreiklänge kann man mit Intervallen aufbauen. Diese Methode birgt aber viele Gefahren - wer's nicht glaubt, möge die ersten Abschnitte der Intervalle - Seiten noch mal lesen. Kurze Rekapitulation:

Beim Aufbau eines Intervalls muss man immer beachten:

- ein Intervall hat zwei Größen: die eine führt dich zum Namen des Intervalls, z.B. "Terz" oder "Septime",
- die andere zur genauen Größe , z.B. "große Terz" oder "verminderte Septime"

- um den Zielton (Name des Intervalls) zu finden, zählt man den Ausgangspunkt mit.
- um den Abstand in Halbtonschritten (genaue Größe) zu ermitteln, zählt man den Ausgangspunkt nicht mit!
Die Begründung für diese beiden Forderungen findet sich hinter den Links.

Vier Rechenschritte

Wenn ich einen Dreiklang mit Hilfe der Intervalle aufbaue, habe ich immer vier Rechnungen durchzuführen, und ein Zwischenergebnis und ein Endergebnis:
1. Wie heißt die Terz?
2. Wie groß ist sie genau? Zwischenergebnis: so heißt die gesuchte Terz.
3. Wie heißt die Quinte?
4. Wie groß ist sie genau? Endergebnis: so heißen Terz und Quinte des Akkordes.

Ein Beispiel:

Ich möchte einen C-Moll-Akkord konstruieren. Dafür brauche ich die kleine Terz und die reine Quinte über c.

von c nach e
1. Schritt:

Ich zähle das Intervall "Terz über c" ab (Name / richtiger Zielton) und finde heraus: der Zielton ist irgendein e.

von c nach es
2. Schritt:

Ich zähle die Halbtonschritte der kleinen Terz ab (genaue Größe des Intervalls):
von c nach cis (1) nach d (2) nach es (3) - und bekomme als

C-Moll falsch
Zwischenergebnis:

der Zielton ist es (und nicht etwa dis!)

Es ist Zufall, dass bei dieser Rechnung sowohl für den Intervallnamen als auch für die Größe in Halbtonschritten bis drei gezählt werden muss. Bei einer reinen Quinte (Name des Intervalls) zählt man für das Intervall bis 5, muss aber 7 Halbtonschritte (genaue Größe) abzählen:

von c nach g
3. Schritt:

Ich zähle das Intervall für die Quinte ab (Name / richtiger Zielton) und finde heraus: der Zielton ist irgendein g.

von c nach g in Halbtonschritten
4. Schritt:

Ich zähle die Halbtonschritte für die reine Quinte ab (genaue Größe des Intervalls):
von c nach cis (1) nach d (2) nach dis (3) nach e (4) nach f (5) nach fis (6) nach g (7) - und bekomme als

C-Moll richtig
Ergebnis:

der Zielton ist g, und damit heißt der komplette C-Moll-Dreiklang c-es-g!

Juchhu, der erste Akkordaufbau ist geglückt, ich habe einen C-Moll-Dreiklang mit Hilfe der Intervallstruktur konstruiert! Aber werfen wir noch einen Blick auf die möglichen Fehlerquellen:

Mögliche Fehler:

  1. Fehler: Man kann sich immer verzählen beim Intervallabstand - irren ist menschlich! Deshalb empfehle ich übrigens, die Finger zum Zählen zu nehmen, bis man sicher ist.
  2. Fehler: Man kann sich nochmal verzählen - bei den Halbtonschritten!
  3. Fehler: Man kann vergessen, beim Abzählen des Intervalls den Anfangston mitzuzählen. So bekommt man zum Beispiel f als Terz über c.
  4. Fehler: Man kann beim Abzählen der Halbtonschritte den Anfangspunkt aus Versehen mitzählen. Dann bekommt man d als Zielton und beginnt hoffentlich zu zweifeln, weil das ja offenkundig keine Terz sein kann (bei größeren Intervallen ist schnell nichts mehr "offenkundig")!
  5. Fehler: Man kann den Intervallabstand überhaupt vergessen, gleich brav die Halbtonschritte zählen und so bei dis, der enharmonischen Verwechslung von es landen. Dann habe ich die Halbtonschritte richtig gezählt, aber ein falsches Ergebnis, denn c - dis ist eine übermäßige Sekunde, keine kleine Terz, und der Akkord wird auch in Noten nicht gut aussehen. Auch hier gilt wieder: je größer das Intervall oder je ungewohnter der Ausgangspunkt, desto leichter tappt man in diese Falle!
  6. Fehler: Man kann sogar den zweiten Schritt, das Abzählen der Halbtonschritte komplett vergessen, und behaupten, dass e das richtige Ergebnis für die kleine Terz sei.

Fehlerquelle Tastatur

Das Risiko, einer dieser Fehlerquellen zum Opfer zu fallen wird enorm vergrößert, wenn man tückische Hilfsmittel benutzt. Das tückische Hilfsmittel Nr. 1 ist die Klaviertastatur, egal, ob man sie vor dem inneren Auge sieht, oder oben auf der Musikklausur gedruckt angeboten bekommt. Die Tasten sind schwarz und weiß, aber es steht nicht drauf, wie der Ton heißt!
Wenn ich von der Gis-Taste (die auch As-Taste sein kann) eine große Terz abzählen möchte, lande ich hoffentlich auf der weißen Taste, die normalerweise als c identifiziert wird, nur leider muss sie von gis aus his heißen, denn gis - c ist nun mal eine verminderte Quarte! Ich verweise auf den Abschnitt über fröhliche Fehler auf den Intervalle-Seiten, da ist dieser Spaß unter "5. Frage" behandelt.

Tücken der Tasten bei der Suche nach der Quinte über ges:

Tasten als Hilfe

Die Klaviertastatur links ist nicht eindeutig: das ges ist gegeben, aber wie heißt die gesuchte Quinte darüber? Wenn ich mich verzähle, lande ich beim cis...

Notenlinien als Rettung

Notenlinien als Hilfe

Anders die Notenlinien rechts: nachdem ich mein ges geschrieben habe, zähle ich munter 5 Linien / Zwischenräume nach oben und lande auf der Linie für d, dis, oder des. Soll ich jetzt wirklich noch lange überlegen, ob die Zielnote cis heißen könnte?
Notenlinien sind die sicherste Maßnahme für richtige Ergebnisse! Falsch benannte Akkordtöne sehen immer komisch aus!

Es ist wichtig, richtig zu schreiben!

Tasten - zu Hilfe!

Warum überhaupt sollte man eigentlich "grammatisch korrekt" Noten, also auch Intervalle und Akkorde schreiben können?
Es geht nicht nur um die gute Zensur in Musik auf dem Zeugnis, es ist eine Grundeinstellung dem "Handwerk" gegenüber. Geschriebene Musik ist für lesende Musiker gemacht, und Fehler im Akkordaufbau können diesen die Arbeit ganz schön erschweren! Orchestermusiker, die mehrstündige Opern begleiten und schwierige Sinfonien spielen, sollten außer dem Recht auf eine gute Leselampe auch das auf ordentlichen Notentext haben!

Quinten aufsagen

Tterzen und Quinten

Gut, die Diskussion über klassische Fehler führt hoffentlich dazu, dass der Leser einsieht: Notenlinien bilden das Intervallsystem ziemlich unbestechlich ab - eine Terz ist von einem Ton auf einer Linie immer der Ton auf der nächsten Linie, genauso ist es mit den "Zwischenraumnoten". Damit man nicht immer Notenpapier dabei haben muss, schlage ich vor, Intervalle laut aufsagen zu üben.

Da Terzen relativ klein und übersichtlich sind und "auf halber Strecke" in der Quinte enthalten, folgt als Beispiel die Quinte.

Übung: Quinten aufsagen

Wenn man etwas in der Musiklehre immer wieder braucht, ist es die Quinte - man braucht sie in jedem Dreiklang! Die Quinte wird auf vielen meiner Seiten gefeiert als grundlegendes, physikalisch wichtiges, Zusammenhänge stiftendes Intervall - Quinten sollte man spontan wissen!

Also üben wir mal Quinten nennen, denn Übung macht den Meister! Bitte die Kästen von unten nach oben lesen, so wie die Töne in Noten aussähen!

5: g
4: f
3: e
2: d
1: c
5: a
4: g
3: f
2: e
1: d
5: h
4: a
3: g
2: f
1: e
5: c
4: h
3: a
2: g
1: f
5: d
4: c
3: h
2: a
1: g
5: e
4: d
3: c
2: h
1: a
5: fis!!!
4: e
3: d
2: c
1: h
5: gis
4: fis
3: eis
2: dis
1: cis

Das scheint ja so banal, aber es ist extrem nützlich, Quinten sicher fehlerfrei aufsagen zu können! Wer jederzeit sofort weiß, dass die Quinte über a "e" ist, macht weniger Fehler bei vielen Dingen.
Ich schlage vor laut und mit den Fingern zählend zu üben, denn eine körperliche Aktion (laut aufsagen ist sehr viel körperlicher als im Kopf denken) wird anders wahrgenommen und im Langzeitgedächtnis gespeichert!

Nachdem wir die Quinten geübt haben, schauen wir uns ein paar (komplizierte) Beispiele an, um unser Wissen zu erproben. Eigentlich habe ich mit den letzten Absätzen schon die Grenze zum folgenden Kapitel, dem Dreiklangsaufbau mit der Stammtonreihe, massiv überschritten, aber egal: wir tun mal so, als würden wir nur die Intervalle benutzen, also jede Terz und jede Quinte brav abzählen!

Weitere Beispiele

Gis-Moll-Dreiklang

1. Gesucht wird ein Gis-Moll-Dreiklang:

Ein Molldreiklang besteht aus einer kleinen Terz und einer reinen Quinte.

In der Grafik oben rechts habe ich unter die zu denkenden Zwischentöne die Ziffern geschrieben, die ich für das Abzählen der genauen Größe der Intervalle brauche. Oben für die kleine Terz, und unten für die reine Quinte. Unter dem Grundton steht "Start" damit ich für den genauen Abstand den Ausgangspunkt nicht aus Versehen mitzähle.

1. Schritt

Die Terz über gis (Name / richtiger Zielton) muss irgendein h sein:
gis (1) - a (2) - h (3).

2. Schritt

Ich brauche eine kleine Terz (genaue Größe des Intervalls), also zähle ich:
Von gis nach a (1), von a nach ais (2), von ais nach h (3) - nach 3 Halbtonschritten lande ich tatsächlich bei h.

3. Schritt

Die Quinte über gis muss etwas mit d zu tun haben (Name / richtiger Zielton):
gis (1) - a (2) - h (3) - c (4) - d (5). Um ehrlich zu sein, weiß ich schon, dass es dis sein wird, weil ich Quinten geübt habe, aber wir wollen dem nächsten Kapitel nicht vorgreifen.

4. Schritt

Also zählen wir brav die genaue Größe des Intervalls:
Von gis nach a (1), von a nach ais (2), von ais nach h (3), Von h nach c (4), von c nach cis (5), von cis nach d (6), und von d nach dis (7) - wie erwartet lande ich nach sieben Halbtonschritten bei dis als Quinte.

Ergebnis:
Mein Gis-Moll-Dreiklang heißt also gis - h - dis.

Es übermäßig

2. Übermäßiger Dreiklang auf Es:

Der übermäßige Dreiklang besteht aus einer großen Terz und einer übermäßigen Quinte über dem Grundton.

1. Schritt

Als Terz über Es (Name / richtiger Zielton) finde ich den Stammton g:
es (1) - f (2) - g (3).

2. Schritt

Die Terz muss groß sein, also zähle ich: (genaue Größe des Intervalls)
Von es nach e (1), von e nach f (2), von f nach ges (3), von ges nach g (4) - die große Terz ist wirklich das g.

3. Schritt

Die übermäßige Quinte über es muss etwas mit h zu tun haben (Name / richtiger Zielton):
es (1) - f (2) - g (3) - a (4) - h (5)

4. Schritt

Die genaue Größe des Intervalls:
Von es nach e (1), von e nach f (2), von f nach ges (3), von ges nach g (4), von g nach as (5), von as nach a (6), von a nach b (7), und von b nach h (8). Für die übermäßige Quinte brauche ich 8 Halbtonschritte!

Ergebnis:

Der übermäßige Dreiklang auf es heißt also es - g - h.


Ais vermindert

3. Verminderter Dreiklang auf Ais:

Ein verminderter Dreiklang hat eine kleine Terz und eine verminderte Quinte.

1. Schritt:

Die Terz über ais... (Name / richtiger Zielton)
ais (1) - h (2) - c (3) hat etwas mit c zu tun.

2. Schritt:

Die kleine Terz... (genaue Größe des Intervalls)
von ais nach h (1) - von h nach his (2) - von his nach cis (3) ...muss cis heißen.

3. Schritt:

Die verminderte Quinte über ais... (Name / richtiger Zielton) müsste auf dem Stammton e liegen:
ais (1) - h (2) - c (3) - d (4) - e (5)

4. Schritt:

Die genaue Größe der verminderten Quinte:
Von ais nach h (1) - von h nach his (2) - von his nach cis (3) - von cis nach d (4) - von d nach dis (5) - und von dis nach e (6) - ist einfach das e.

Ergebnis:

Der verminderte Dreiklang auf ais heißt ais - cis - e.


Fes-Moll-Dreiklang

4. Konstruieren wir Fes-Moll:

Molldreiklänge bestehen aus Grundton, kleiner Terz und reiner Quinte

Das ist nun wirklich bösartig, Fes-Moll! Das ist doch dasselbe wie E-Moll! Egal, wir machen das mal, und sei es, um zu beweisen, dass das System funktioniert.

1. Schritt:

Die Terz über fes... (Name / richtiger Zielton)
fes (1) - g (2) - a (3) muss mit dem a zu tun haben.

2. Schritt:

Die kleine Terz... (genaue Größe des Intervalls)
von fes nach f (1) - von f nach ges (2) - von ges nach ases!!! (3)
...muss ases heißen. Das ist enharmonisch verwechselt g, aber das wäre keine Terz!

3. Schritt:

Die Quinte über fes wird auf dem c liegen (Name / richtiger Zielton):
fes (1) - g (2) - a (3) - h (4) - c (5)

4. Schritt:

Die genaue Größe des Intervalls:
von fes nach f (1) - von f nach ges (2) - von ges nach ases (3) - von ases nach as (4) - von as nach a (5) - von a nach b (6) - von b nach ces (7) !!!

Ergebnis:

Der Fes-Moll-Dreiklang heißt also fes - ases - ces.

Das war zwar anstrengend, aber erfolgreich. Wie schön wäre es, wenn man ein einfaches Rezept... nein, das gibt es nicht. Ich halte den Dreiklangsaufbau mit der Stammtonreihe zwar für einfacher, aber er beruht ebenso auf Wissen, und auch dabei muss man die ganze Zeit hell wach sein!